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2009                              

 

„Runde“ Jahrestage und Einschnitte in der Geschichte Calbes für 2009 (Auswahl)

Erschienen in der Januar-Februar-Ausgabe 2009

1134

Norbert von Xanten, geb. um 1080, Begründer des Prämonstratenserordens und des Stiftes „Gottes Gnade“ bei Calbe, stirbt in Magdeburg. In der Folgezeit kommt es zu schweren Kontroversen im Stiftskloster zwischen Anhängern einer asketisch harten und einer gemäßigten klösterlichen Lebensform. Wahrscheinlich steckte hinter den Unruhen der hier allgemein tobende Konflikt zwischen Welfen und Staufern.

1434

Magdeburger Truppen zerstören Befestigungen am Schloss Calbe, die Erzbischof Günther II. Graf von Schwarzburg gegen die Abmachungen hatte errichten lassen.

1634

Ursula Wurm, Schwester im Heiliggeist-Hospital, wird nach einem Hexenprozess am Mägdesprung verbrannt.

1659

Der barocke Hochaltar in der St.-Stephani-Kirche, an dem maßgeblich der Magdeburger Schnitzkünstler Gottfried Gigas mitgewirkt hatte, wird vollendet (s. Abb.).

 

1684

Die Rittergutsbesitzer von Schlegel sterben kinderlos, und das Rittergut Calbe fällt an den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm.

1784

Die drei Jahrhunderte alte Orgel in der Stadtkirche St. Stephani wird generalüberholt.

1809

Unter französischer Herrschaft öffnet sich auch in Calbe durch die Aufhebung der Zünfte und Innungen der Weg für eine freiere kapitalistische Entwicklung.

1834

Johann Christian Brückner wird Mitpächter der Königlichen Erbpachtmühle an der Saale.

1859

Auch in Calbe feiern die Sänger, Schützen und Turner den 100. Geburtstag Friedrich Schillers. Der Ruf nach einem einheitlichen Deutschland wird immer lauter.

1859

Gustav Hartmann, der „Eiserne Gustav“, am 4.6. geboren (gestorben 1938)

1884/85

Otto Bartels richtet im Süden vor der Stadt ein Mustergut („Bartelshof“) ein.

1884

Erstmalig fährt auf der Saale zwischen Barby und Halle ein Kettendampfer. Er heißt „Saale“.

1919

Bei den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung wählen die Einwohner von Calbe mit überdurchschnittlich hohem Anteil (67,9%) die SPD.

1934

Gleichschaltung von Parteien und Organisationen, Arbeitsdienst-Abteilung in der Schlossdomäne stationiert

1939

Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen, erneuter Beginn der Lebensmittelrationierung, Reservisten werden eingezogen.

1949

Gründung der DDR, in der Wilhelm-Loewe-Straße wird das erste HO-Kaufhaus in Calbe eröffnet.

1984

Baubeginn in der „Mühlenbreite“

1989

„Runder Tisch“, der politische, wirtschaftliche und soziale Umschwung beginnt Ende des Jahres auch in Calbe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor 90 Jahren in Calbe: Ende des Ersten Weltkrieges und November-Revolution (Schluss)

 

Erschienen in der Januar-Februar-Ausgabe 2009

 

Frauen brachen auch in Calbe, abgesehen von ihrer aufopferungsvollen Tätigkeit als „Freiwillige Krankenschwestern“, im Verlauf des Krieges immer mehr in die beruflichen Domänen von Männern ein. Nun brauchte man sie als Eisenbahn-Schaffnerinnen, als Bürohilfen, Sekretärinnen und verstärkt als Lehrerinnen. Sie waren gezwungen, den eigenen Hof und/oder Handwerksbetrieb mehr oder weniger gut über den Krieg zu bringen bzw. ihre Ladengeschäfte allein zu führen. Als Schichtarbeiterinnen in der Rüstungsindustrie mussten sie ihren „Mann“ stehen und wurden auch dementsprechend besser vergütet. Das war oft überlebensnotwendig, besonders für die Kinder. Als die Männer aus dem Krieg zurückkehrten, fanden sie selbstbewusstere Frauen vor. Wegen der notwendigen Frauenarbeit wurde 1917 in Calbe erstmalig eine Säuglingskrippe im Schwesternheim (heute: Wilhelm-Loewe-Apotheke) eingerichtet („Stadt- und Landbote“ vom 8.11.1917).

Der letzte verzweifelte Akt der deutschen Militärführung, die Sommeroffensive 1918, endete wegen der fehlenden Reserven in einem Desaster, das aber wenigstens zu einem geordneten Rückzug führte, bei dem noch das Gros der deutschen Soldaten vor der Gefangenschaft bewahrt werden konnte. Nun zeichnete sich nicht nur das Scheitern der Generäle, sondern auch die Infragestellung des alten monarchischen Systems ab. Der Aufstand der Kieler Matrosen am 3. November 1918 ging in eine Revolution über, die am 9. November die meisten Teile Deutschlands und die Reichshauptstadt Berlin ergriffen hatte. Calbe war von diesem „sich überschlagenden Lauf der Dinge“ völlig überrascht worden. Am 10. November übernahm in der Kreisstadt ein Arbeiter- und Soldaten-Rat die Macht, und auf dem Rathaus wehte die rote Fahne. Der 13. November sah die Calbenserinnen und Calbenser auf dem Markt bei der ersten demokratischen Massen-Kundgebung in ihrer Geschichte, besonders die Frauen zeigten nun erwartungsfroh großes Interesse an der Politik.

Die Freude über die erste Friedensweihnacht seit 1913 wurde getrübt durch den hohen Blutzoll von 393 Gefallenen, die große Zahl der Invaliden, die vielen Kinder und Schwachen, die Opfer des Hungers und der Seuchen geworden waren. Einst eine stolze, blühende Kleinstadt, war aus Calbe ein „erbärmliches Nest“ geworden, wie es in der zeitgenössischen Regional-Presse hieß. In dem noch fünf Jahre zuvor schmucken Bürgerstädtchen mit einer beachtlichen Leichtindustrie herrschten nun Kapitalflucht und Unternehmenspleiten, Arbeitslosigkeit, Hunger, Kriminalität und Wohnungsmangel. Bis 1929 brachen rund 80 Prozent der calbischen Tuchindustrie zusammen. Mit der großen Mehrheit von fast 68 Prozent wählten die Calbenser bei den Wahlen zur Nationalversammlung 1919 die SPD. Die Stadt bekam den Spitznamen „das rote Calbe“. Nur kurz war die Regenerationsphase als Gemüse produzierendes „Bollen-Calbe“, dann folgte 1939 die zweite, noch größere Katastrophe des 20. Jahrhunderts mit den bekannten Folgen.

Zehn Jahre nach der Sommeroffensive 1918, bei der auch Soldaten aus Calbe etwa 70 Kilometer vor Paris gestanden hatten, war ein Mann aus unserer Gegend, Gustav Hartmann, zu einer legendären Kutschfahrt in die französische Hauptstadt aufgebrochen (vgl. CB 8/9 und 10). Der ungeheure Jubel, der dem „Eisernen Gustav“ bei seiner friedlichen Reise sowohl von der deutschen, als auch von der französischen Bevölkerung entgegenbrandete, zeigte, wie sehr die beiden Völker an Aussöhnung und Verständigung interessiert waren. Leider bekamen in Deutschland schon wenige Jahre später die Kräfte des Revanchismus und des Verderbens die Oberhand.

 

Häufige Irrtümer im Geschichtswissen über Calbe (Teil 6)

Erschienen in der Januar-Februar-Ausgabe 2009

 

15. „Jean Tournier war aus Frankreich nach Calbe gekommen“, kann man immer wieder hören. Nein, er war ein in Dessau geborenes Einwandererkind, das bereits die deutsche Sprache erlernt hatte.

Der Vater, der auch Jean hieß, stammte aus dem südfranzösischen Isère. Er schloss sich im Alter von 21 Jahren dem „Exulanten“-Strom der etwa 50.000 Hugenotten an. 1686 kam Jean Tournier (senior) nach Dessau. Einige Jahre später heiratete der Färbermeister dort eine Einheimische. Am 23.01.1698 wurde in dieser Stadt der Sohn Johann (Jean) geboren, der künftige „Calbenser“. Um 1700 siedelte die Familie nach Halle/Saale über, wo noch weitere Kinder geboren wurden.

„Unser“ Johann (Jean), der bei seinem Vater das Tuchfärberei-Handwerk und die Kaufmannsgeschäfte erlernt hatte, heiratete um 1720 in Halle Anna Dorothea Rotter. Das Paar zog 1723 nach Calbe. Hier gründete Johann Tournier eine Waid- und Schönfärberei für Tuch, ein bis dahin in Calbe kaum bekanntes Spezialhandwerk. Das Tournierhaus am Markt, das 1780 über die Witwe eines Enkels von Jean an Bernhard Grobe (später in der Persönlichkeitsreihe) überging, während der „alte Herr“ in dem schönen Patrizierhaus Scheunenstraße 26 lebte, ist heute noch ein bemerkenswertes architektonisches Denkmal.

1791 starb Jean Tournier im Alter von 93 Jahren. Er war hier in Calbe zu einem sehr reichen und angesehenen Mann geworden, der sich sozial engagiert und in der Stadt eine Vielzahl von bürgerlichen Funktionen inne hatte. (Später ausführlich in der Persönlichkeitsreihe!)

 

Persönlichkeiten in der Geschichte Calbes

11. Erzbischof Ludwig, Erzbischof Günther II. und Hans von Quitzow

 

Erschienen in der März-Ausgabe 2009

 

Beschuss der Quitzowburg in Friesack 1414 durch Friedrich I.

und Günther II. (Zeichnung von Hedwig Bode um 1950)

Über Ludwig von Meißen, Erzbischof von Mainz und Magdeburg (1340 oder 41-1382) und seinen seltsamen Tod in Calbe ist anlässlich seines 625. Todestages bereits ausführlich berichtet worden (s. CB 5 u. 6/07).

Erzbischof Günther II. Graf von Schwarzburg (1382-1445) stammte aus dem alten und angesehenen Geschlecht der thüringischen Schwarzburger. Er war ein unkonventioneller, lebenslustiger und kriegerischer Mann, der sich kaum um sein Kleriker-Amt kümmerte, obwohl er als nachgeborener Sohn schon mit 11 Jahren in die Laufbahn eines Geistlichen eingeführt worden und mit 21 auf den Magdeburger Erzbischofsstuhl gekommen war. Stattdessen konnte er umso besser das Schwert führen.

Da die Schwarzburger mit den Askaniern seit Jahren in Fehde lagen, war mit dem Regierungsantritt Günthers 1403 der Krieg vorprogrammiert. Wenige Monate nach der Besteigung des Bischofsstuhls durch Günther kam es zu einem blutigen Streit mit den Anhaltinern, deren Zerbster Zweig u.a. des Raubrittertums verdächtigt wurde. Der von beiden Seiten mit großer Erbitterung drei Jahre lang geführte Zermürbungskrieg führte zur Verwüstung besonders der Gegenden um Zerbst und Magdeburg.

Noch größeres Unglück kam über unsere Gegend, besonders über Calbe, als der Erzbischof 1432 mit der Stadt Magdeburg in Fehde geriet, weil er die Rechte der Bürger immer mehr beschnitt. Günther verließ schleunigst seinen erzbischöflichen Sitz und hielt sich nun in seinem Lieblingsschloss Calbe auf. Die Magdeburger hatten eine gewaltige Mannschaft unter ihren Fahnen, die gegen die erzbischöflichen Städte und Schlösser vorging. Nach der Einnahme von Tucheim bei Burg wandten sich die magdeburgischen Truppen gegen Calbe. Bis in die Nacht hinein beschossen die Belagerer die Stadt mit Kanonen, wobei sie viele Gebäude zerstörten. In den frühen Morgenstunden des 17. Oktober wurde Calbe übergeben. Die üppige Beute schleppten die Sieger auf 480 Wagen von hier fort. Der wirtschaftliche Schaden in unserem Gebiet war beträchtlich. Trotz seiner hier erlebten Niederlage hielt sich der Erzbischof danach noch sehr oft im Schloss Calbe auf.

1414 war es Erzbischof Günther gemeinsam mit Kurfürst Friedrich I. von Hohenzollern gelungen, die rebellische brandenburgische Ritterschaft zu besiegen. Dabei wurde der berüchtigte Raubritter Hans von Quitzow, dem Theodor Fontane und Karl May literarische Denkmäler gesetzt haben, in Plaue bei Brandenburg gefangen genommen und im Turm der Schloss-Festung Calbe inhaftiert. Nach zwei Jahren machte Quitzow seinen Frieden mit dem Kurfürsten und konnte in die Prignitz zurückkehren. Der notorische Mordbrenner und Räuber unternahm nun bis an sein friedliches Lebensende blutige Plünderungszüge gegen mecklenburgische Städte und Dörfer.

Der zwiespältige Erzbischof war wie sein Vater ein aktiver Kämpfer gegen das um sich greifende Raubrittertum, hatte Anteil an der Reformierung des Münzwesens in Magdeburg und stellte die Juden unter seinen Schutz. 1439 gestattete er urkundlich 6 Fischern aus der Bernburger Vorstadt von Calbe den Zusammenschluss zur "St.-Nicolai-Brüderschaft des armen heiligen Geistes", einer außergewöhnlichen „Zunft“ von Hörigen. Andererseits hinterließ Günther II. dem Land wegen seines verschwenderischen Lebensstils hohe Schulden.

 

 

Häufige Irrtümer im Geschichtswissen über Calbe (Teil 7)

 

Erschienen in der März-Ausgabe 2009

  

Wappen Conrad Lemmers

(jetzt am Portal

des Sparkassengebäudes)

16. Eine allgemeine Vorstellung ist, dass Wappen nur Adlige führen durften. Um so mehr verwundert es, dass in Calbe Wappen u.a. von dem Stadtrats-Juristen Conrad Lemmer (an dem heutigen Sparkassengebäude) und von den Tuchmanufakturisten Jean Tournier und seinem Kompagnon Gerhard Ritter (Breite 43) zu sehen sind. Waren das Hochstapler? Nein!

Wappen durften alle freien Menschen schon seit dem Mittelalter führen. Das betraf neben Adligen sowohl Bürger als auch Freibauern. Gemeinschaften wie z.B. Gilden, Zünfte und Vereine konnten ebenfalls Wappen besitzen. Bei bäuerlichen Wappen kamen die Motive vorwiegend aus der ländlichen Umwelt. Oft waren sie den alten Haus- und Hofmarken entlehnt. Bürgerwappen hatten nicht selten weltanschauliche und religiöse Bezüge, wie im Falle der oben genannten Beispiele. Wohlgemerkt: Das Wappenrecht besaßen nur Freie, also lediglich rund 15 Prozent der Bevölkerung. Die meisten Menschen waren Jahrhunderte lang Hörige oder Leibeigene und damit wirtschaftlich und sozial unfrei.

 

 

 

 

Domänen-Kornspeicher und Pestalozzi-Schulgebäude , und was weiter?

 

Erschienen in der März-Ausgabe 2009

 

„Kornspeicher“ um 1940 (Archiv J. Zähle)

Das seit dem 14. Jahrhundert in Calbe existierende Schloss war nicht nur Zweitresidenz der Landesherren und Tagungsort für die Landstände, sondern von Anfang an Verwaltungsmittelpunkt eines ländlichen Amtsbezirkes. Im Schloss saßen Vögte, später Schlosshauptmänner bzw. Oberamtmänner, die als Vertreter des Landesfürsten zu ihrer eigenen nicht gerade bescheidenen Lebensführung und seit dem 18. Jahrhundert zur Abführung an die königliche Staatskasse einen Gutshof mit allerlei Wirtschaftsgebäuden um das Schloss herum betrieben. Diese so genannte Schlossdomäne bildete bis 1899 mit 100 bis 200 Einwohnern, hauptsächlich Domänenbediensteten, eine eigene ländliche Vorstadtgemeinde.

Im 19. Jahrhundert begann man im Rahmen der Industrialisierung in der Landwirtschaft verstärkt mit dem Bau neuer Wirtschafts-Gebäude auf dem Schlossgelände, die - dem historisierenden Architekturgeschmack der Zeit entsprechend -  im „neuromanischen“ Stil mit großen Außenwand-Bögen versehen waren. Vergleicht man mit anderen Industriebauten jener Zeit, so fällt eine stilistische Ähnlichkeit auf. Eine gewisse Schönheit ist solchen Bauten nicht abzusprechen. So wollte man dem erwachten nationalen Geschichtsbewusstsein in einer Zeit der zunehmenden Technisierung entgegenkommen. Eines dieser durchaus ansehnlichen Häuser sollte ein Getreidespeicher an der nordöstlichen Schlosshofseite werden. 1861 informierte Amtsrat Fischer, der von der Königlichen Regierung „mit Erbauung eines Getreide-Speichers auf hiesigem Domainen Gehöfte“ beauftragt worden war, das Landratsamt in Calbe von diesem Bauvorhaben. In den 1860er Jahren muss dann der Speicher-Bau erfolgt sein, denn in den siebziger Jahren taucht in den Skizzen des Schlosshofes das neue Gebäude auf. Die nicht mehr benötigte Zuckerfabrik der Schlossdomäne wurde abgetragen.

1928 ging das gesamte Gelände in den Besitz der Stadt über, die einen Teil der Wirtschafts-Gebäude wegen des allgemeinen Wohnraummangels zu Wohnhäusern ausbauen ließ. Der „Kornspeicher“ erlebte 1934 eine traurige Renaissance. Die Stamm-Abteilung 133/1 des  „Reichs-Arbeitsdienstes der NSDAP“ war hier und  im ebenfalls in den 1870er Jahren erbauten Ochsenstall nach entsprechenden vorherigen Umbauten eingezogen und nahm einen großen Teil des Geländes für die vormilitärische Ausbildung der jungen Arbeitsdienstler in Beschlag. Unter anderem wurden eine Schießanlage, eine Tribüne und sanitäre Anlagen errichtet. 1938, vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, zog dann in die schon kasernenmäßig eingerichteten Gebäude und auch in das Schloss selbst eine Beobachtungsabteilung (B 13) der in Magdeburg stationierten motorisierten Wehrmachts-Division 13.

Nach dem Krieg begann in der „sowjetisch besetzten Zone“ eine Phase der antifaschistischen Umgestaltung, in der von Anfang an ein großer Wert auf Schulen und „Volksbildung“ gelegt wurde. Im Herbst 1945 fing auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht der Schulbetrieb wieder an. Außer 5 anderen Schulen nahm 1946 in Calbe auch eine Pestalozzi-Hilfsschule (ab 1991 Schule für Lernbehinderte, ab 2005 Förderschule) die Bildungsarbeit auf. Nach nicht ganz gesicherten Zeitangaben zog diese Einrichtung des Sonderschulwesens nach entsprechenden Umbauten im Jahr 1948 in das Gebäude des historischen Kornspeichers. Dort blieb die Pestalozzi-Schule bis zum Sommer 2008, als sie in den Komplex der „Herderschule“ umzog. Nun steht der alte landwirtschaftliche Industriebau wieder leer. In anderen Städten hat man solche ehrwürdigen Gebäude, die den architektonischen Charme des 19. Jahrhunderts verbreiten, nicht nur zu Wohnhäusern, sondern mit großem Erfolg zu Kulturstätten (Kinos, Theater, Bürgerhäuser, Museen, Ausstellungshallen, Diskotheken usw.) ausgebaut und umgestaltet. Wäre eine solche sinnvolle Verwendung des „Kornspeichers“ nicht auch in Calbe denkbar und möglich?

 

Literatur/Quellen:

Dietrich, Max: Unsere Heimat - Heimatkunde der Stadt Calbe, (Calbe) 1909.

Hertel, Gustav: Geschichte der Stadt Calbe an der Saale, Berlin/Leipzig 1904.

Schwachenwalde, Hanns: Das Schloss in Calbe (Saale) [Ms. 1995]

Stadtbauamts-Akten „die auf dem Grundstück Schloßstraße 26 ausgeführten Bauten betreffend“.